Exit

Man erzählt, dass es Leute gibt, die der Ansicht sind wir Wildnisleute wollen wieder so leben wie in der Steinzeit. Das ist natürlich Quatsch. Die Errungenschaften der modernen Welt finden auch wir großartig, zumindest solange, wie sie sich nicht irgendwie schädlich auswirkt. Also das ist jedenfalls meine persönliche Sichtweise.

Ein Rucksack voller Bestimmungsbücher

Durch das Naturmentoring erwachte eine unbändige Neugier in mir für all das um mich herum, der ich mich nicht entziehen konnte. Ferngucker, Lupe, Maßband und ein paar Bestimmungsbücher waren stets meine Begleiter. Als ich damit begann Wildnisprogramme für Kinder anzubieten, trug ich regelmäßig einen großen Rucksack, angefüllt mit Büchern(!!), mit mir herum, sodass die Kinder und ich jederzeit nachschlagen konnten, was uns gerade spannendes begegnete. Ein einzelner Naturführer der verschiedene Themen abdeckt hatte mir nicht gereicht, es mussten themenspezifische Bücher mit den größtmöglichen Umfang sein. Mein Rücken stöhnte.

Mit den immer beliebter werdenden Smartphones wuchs auch das Angebote an Apps. Ideal für mich um meine Neugier für die Natur als auch für Technik zu verbinden. So probierte ich in den letzten Jahren viele verschiedene Naturbestimmungs-Apps aus. Die, die am Ende übrig geblieben sind weil sie mir am besten gefallen, werde ich nun in einer Blog-Serie vorstellen. Ob es „die Besten“ sind, muss jeder für sich selbst rausfinden.

Bestimmungsarbeit mit nur einer Quelle ist zu wenig!

Bei meiner Bestimmungsarbeit gehe ich sehr sorgfältig vor und nutze so viele Quellen wie möglich. Die App am Smartphone ist dabei für mich quasi das Werkzeug bei einem „First Contact“ oder die schnelle Bibliothek falls mir unterwegs was einfällt was ich mal eben nachschlagen will. „First Contact“ meint die erste intensivere Auseinandersetzung mit etwas, was mir vorher nicht bekannt war. So findet man mich gern mal im Wald irgendwo sitzen. Wer mich dabei länger beobachtet sieht das ich mir die Pflanze ganz genau anschaue, hin und wieder auf das Smartphone blicke, mal ein Lineal zücke und schließlich Notizen und Zeichnungen in ein Büchlein mache. Mit diesen ersten „Feldbestimmungen“ arbeite ich dann zuhause weiter, wälze mir alle zur Verfügung stehenden Bücher sowie das Internet.

Ich möchte bereits an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass eine Smartphone-App nicht dafür geeignet ist eine sorgfältige Bestimmung durchzuführen. Eine solche App kann bei Spontan-Entdeckungen oder gezielt bei Wanderungen sehr nützlich sein und Spaß machen. Zum Beispiel um zu schauen was denn da so im Garten alles blüht. Im Falle von Wildkräuterbestimmung ersetzen diese Apps aber keinesfalls die intensive Recherche und ggf. das konsultieren eines Mentors! Warum? Weil es – neben unsauberen Bestimmungen – auch das Risiko gibt an einen giftigen Doppelgänger zu geraten.

iBlumen (Fleurs en poche)

Diese App wurde von dem Franzosen Pierre-Olivier Templier erstellt und soll es ermöglichen 1651 wilde Blumen von Westeuropa zu bestimmen. Ich nutze sie für meine täglichen Attention-Grabber. Also die Pflanzen die plötzlich meine Aufmerksamkeit wecken und die ich dann genauer bestimmen möchte.

Die App im Detail

Die App bietet auf der Startseite eine Suchfunktion um Pflanzen anhand lateinischer oder deutscher Namen nachzuschlagen, sowie einen Bestimmungs-Assistenten durch den man eine unbekannte Pflanze leichter finden kann. Durch das Auswählen der Merkmale lassen sich mögliche Pflanzen eingrenzen. Dennoch kommt es manchmal vor, dass man sich durch eine Vielzahl an Vorschlägen blättern muss, bevor man dann die Pflanze gefunden hat, die der, die vor einem steht, ähnlich sieht. Mitunter kommt es auch vor, dass man die unbekannte Pflanze in der App nicht findet. Es lebe die Vielfalt!
Die auswählbaren Merkmale im Assistenten sind anhand von Grafiken relativ einfach zu finden. Im Glossar der App sind einige der Grafiken erklärt, jedoch nicht alle.
Immer wieder mal kommt es vor, dass ich rätselnd in die App schaue weil ich beispielsweise einfach keine Blattform finde, die der Pflanze vor mir am ehesten entspricht. Um mit dem Assistenten eine Pflanze zu finden braucht es aber ohnehin nicht alle Merkmale. Oft reichen etwa drei zum finden eines Pflänzchens aus. Die wichtigsten Merkmale sind Blütenfarbe und -form und dann Blütenstand oder Blattform. Und so wie die App heißt, eignet sie sich vor allem für das Bestimmen von blühenden Pflanzen. Wer mit ihr eine Pflanze nur Anhand von Blätterform und -stand bestimmen will muss viel Geduld und einen wischfreudigen Finger mitbringen.

Habe ich dank des Assistenten die Suche von 1651 Möglichkeiten auf eine zweistellige Zahl eingegrenzt, kann ich mir diese nun anzeigen lassen und durch wischen nach rechts oder links (oder die Pfeile in der oberen Navigationsleiste verwenden) einzeln anschauen. Zu Sehen bekommt man jeweils nur ein Bild der Pflanze, welches meistens auch nicht die vollständige Pflanze zeigt. Der Fokus der Aufnahmen liegt bei den Blüten und dennoch ist bemerkenswert oft die Blattform der Pflanze auch recht gut zu erkennen. Zu jedem Bild gibt es ausserdem einen Maßstab, dessen Funktion leider in der App nicht erklärt wird. Eine Homepage oder eine Supportseite zur App gibt es leider nicht.

Durch ein Antippen des Namens der Pflanze öffnet sich ein Fenster in dem es weitere Informationen wie Blütezeit, Größe der Blüte und Pflanze, Wuchshöhe (Gebiet) und 1-3 Sätze zur Pflanze gibt. Ist die Pflanze giftig wird dies durch ein rotes Zeichen und der Bezeichnung (Toxische) hervorgehoben. Dies jedoch nur in der Pflanzeninfo und nicht bereits auf dem Foto. Was gänzlich fehlt sind Informationen über geschützte Pflanzen.
Durch die obere Navigationsleiste kann man sich ausserdem noch die Verbreitung (Karte) und Ökologie der jeweiligen Pflanze anzeigen lassen.
Zu jeder einzelnen Pflanze gibt es die Möglichkeit sich Notizen zu machen oder die Details zur Pflanze per Mail zu verschicken.

Fazit „Die Vorteile überwiegen den Nachteilen“

Ich liebe die App – einfach weil ich mit ihr recht rasch den ersten Kontakt mit einer blühenden Pflanze herstellen kann. Da ich das Durchblättern von Bestimmungsbüchern ebenfalls liebe, schätze ich es bei dieser App immer mehrere Ergebnisse vom Assistenten zu erhalten, denn dadurch kann ich mir gleich noch ein paar weitere Pflanzenschönheiten anschauen.
Ich bin mit ihr sehr zufrieden und kann sie daher empfehlen. Der Preis von 4,99 € entspricht einem kleinen, rabattierten Bestimmungsbuch für die Hosentasche und ist daher nach meinem Empfinden nicht zu viel.

Im Apple App Store erreicht die App 4,5 von 5 möglichen Sternen bei 5 Bewertungen.
Im Google Play Store erreicht die App 5 von 5 möglichen Sternen bei 10 Bewertungen. (Stand: 29.4.16)


 Bemerkenswert

* Einfache, selbsterklärende Bedienung
* Für Android und iOS-Geräte verfügbar
* Umfangreich für den einfachen Gebrauch
* Gute Fotografien
* Pflanzeninfos gut konzentriert


 Kritik

* längere Zeit keine Updates
* lückenhafte Bedienungs- und Symbolerklärung
* keine Homepage, Hilfe- oder Support-Webseite
* fehlerhafte Übersetzungen

Noch ein Profi-Tipp zur Bestimmung von Pflanzen

Mache es Dir nicht zur Gewohnheit bei jeder Pflanze die Du Bestimmen willst gleich das Smartphone zu zücken. Eine besonders effektive Methode um sich Details einer Pflanze zu merken ist folgende Technik: Wenn Dich eine Pflanze neugierig macht, schau sie Dir ganz genau an. Nimm Dir Zeit sie in aller Ruhe zu betrachten. Welche Form hat der Stängel? Welche Farbe(n) hat der Stängel? Befinden sich Haare am Stängel? Welche Form haben die Blätter? Welche Farbe hat die Blattober- und welche die Blattunterseite? In welchen Abständen wachsen die Blätter? Stehen sie sich gegenüber oder sind sie versetzt? Wo und wie wachsen die Blüten? Welche Form und Farbe haben sie? Wonach riechen die Blüten? Welche Lebewesen befinden sich in ihrer Nähe? Wächst sie schattig, sonnig, feucht, trocken? Wächst Sie hoch hinauf oder wächst sie am Boden entlang? Und falls möglich schau auch wie die Wurzel der Pflanze ausschaut.

Nimm Dir diese Details gedanklich mit nach Hause und lass es das erste sein was Du tust wenn Du zurück kommst, Dir alle Details die Du Dir gemerkt hast aufzuschreiben und eine Zeichnung der Pflanze und/oder der hervorstechenden Merkmale zu machen. Dabei geht es nicht um eine schöne Zeichnung, sondern um das Wiedererkennen der Merkmale! Und wenn Du Dir nicht alles Merken konntest ist das ja nicht schlimm, dann schaust Du bei nächster Gelegenheit noch mal bei der Pflanze vorbei.

Am Anfang ist es leichter diese Methode bewusst dann einzusetzen wenn Du gerade auf dem Heimweg bist! Und wenn Du es Dir noch einfacher machen willst (was erlaubt und total sinnvoll ist!) nimm einfach quasi die Pflanze die in unmittelbarer Nähe von Deinem Zuhause wächst. Da findet sich garantiert eine Pflanze die Du noch nie so detailliert angeschaut hast!

Ich verspreche Dir dass Du Dich durch diese Technik viel effektiver und schneller Pflanzendetails merken kannst! Und wenn Du daran Spaß hast, leg Dir genau für diese Übung ein eigenes Buch (Journal) an. So hast Du Deine persönlichen Pflanzendetails an einem Ort und sie wird zu einer ganz tollen und beeindruckenden Sammlung.

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Entwickler: Antiopa
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About

Ich bin Gründer der Waldläuferbande (NÖ) und deren Plattform, Mentor für tiefe Natur-Verbindung, Primitiv- und Survival-Techniken und widme mich ganz dem Natur- und Kulturmentoring.

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