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Wenn ich mit Kindern unterwegs bin, egal ob bei einzelnen Aktionen wie bei den Flusskindern oder an mehreren Tagen wie im Sommercamp, gibt es »für alles« eine Regel die über allem steht. Die Kinder hören sie von mir so oft, dass es quasi zu einem Mantra wird. Besonders die Kinder die schon seit Jahren zu mir kommen wissen sofort was folgt, wenn ich beginne zu sagen: „Es gibt eine Regel die steht über allen anderen Regeln. Vielleicht ist es sogar die wichtigste Regel überhaupt – für alles!“. Es sind die alten Hasen in der Gruppe die dann meinen Satz beenden: „Es muss Spaß machen!“.

Dieser Leitfaden richtet sich an alle die mit Kindern zu tun haben, insbesondere aber an all jene die den Anspruch an sich hegen ihnen etwas beibringen zu wollen. Ob du und die Kindern bei dem was ihr tut Spaß habt, ist einer der wichtigste Indikator dafür, ob es für die Kinder eine bedeutungsvolle Zeit wird und sie daher auf intensive Art lernen. Vornehmlich geht es um Reaktionen beim Spielen, da das etwas ist was Kinder den ganzen Tag machen. Im Idealfall.

Was ist Spaß?

Eine knappe Definition davon, so wie ich das sehe: Spaß bedeutet so viel, dass du die verbrachte Zeit so in Erinnerung behältst, dass du ohne weiteres bereit bist, dich erneut in diese Erfahrung zu begeben.
Bei uns wird viel gelacht! Und das ist ein guter Anzeiger für Spaß. Spaß meint aber nicht nur lachen und albern sein, sondern Freude und Zufriedenheit.

Was ist wenn wer keinen Spaß hat?

Und Schwups sind wir in der Profi-Liga, denn es gilt als MentorIn so gut wie möglich zu erkennen wo das Problem liegt. Wenn der Spaß verloren geht hat das oft mit Verhaltensmustern und persönlichen Glaubenssätzen zu tun. Einer der am weitesten verbreitet ist: „Spaß macht es nur wenn ICH gewinne!“. Ich bin sicher Du kennst den.

Es gibt jede Menge an Mustern und Glaubenssätzen die uns den Spaß vergällen wollen. Als MentorInnen kann ich beim Erkennen eines solchen Musters unterstützen und entgegen wirken. Doch jetzt folgt das große ABER: sei Weise! Bevor du meinst jemand anderer sei der Spielverderber, prüfe sehr genau ob das was du beim anderen wahrnimmst nicht auch dein eigener Glaubenssatz oder dein eigenes Muster ist!
Ändere erst dich selbst, bevor du Veränderungen bei anderen erwartest.

Hier meine persönliche Top 10 der Spaßverderbenden Glaubenssätzen:

  1. Spaß macht es nur wenn ICH gewinne!
  2. Es ist unfair! (Immer, Alles und Jeder! – gaaaanz wichtig! Oft Resultat aus Nr.1)
  3. Es darf mir keinen Spaß machen! (Innere Haltung)
  4. Ich bin sooooo arm! (*seufz* es tut sooo gut)
  5. Ich bin besser als du! / Ich kann es besser als du! (Verdächtig nah an Nr.1)
  6. Regeln gelten nur für die anderen! (Oft Resultat aus Nr.1)
  7. EinzelkämpferIn (Schon wieder Nr.1)
  8. Der/Die andere ist Schuld, dass ich keinen Spaß habe! (Oft Resultat aus Nr.1,2,3,4,5,6 oder 7)
  9. Es muss JETZT Spaß machen! (Weil ich zB grad ErzieherIn auf Arbeit bin.)
  10. Ich bin prinzipiell nicht bereit Anregungen von anderen anzunehmen. (Nr.1 ? )

Natürlich kann es auch andere Gründe geben warum jemand gerade keinen Spaß hat, wie Trauer oder Kränkeln. In diesem Artikel soll es aber um Muster und Glaubenssätze gehen, daher gehe ich auf die anderen Faktoren nicht weiter ein. Mit der entsprechenden Empathie ist es möglich zu spüren ob jemand Not hat oder in einem Muster steckt. Oder ist man auch in Not wenn man in einem Muster feststeckt?

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Verdächtig häufig stehen andere genannte Glaubenssätze mit dem ersten in Verbindung. Warum meinen wir so oft dass etwas nur dann Spaß macht wenn man selbst der Gewinner dabei ist. Was ich als Gewinn empfinde kann unterschiedlich sein, im Kern ist es aber immer das gleiche. Mögliche „Gewinne“: andere tun was ich sage; es läuft so wie ich es will; ich bin richtig du bist falsch; ich bin besser als andere und so weiter…

Wenn einfach nur gespielt wird, ist das eine ganz magische Atmosphäre.

Stell dir vor wir würden die Dinge einfach der Dinge wegen tun. Wir spielen Fangen um zu Fangen, nicht damit ich am Ende als Sieger da stehe. Wenn einfach nur gespielt wird, ist das eine ganz magische Atmosphäre.

Es gibt Menschen die geben Spielen mit Wettbewerbscharakter die Schuld. Das ist aus meiner Ansicht Unsinn. Meine Erfahrung zeigt das solche Spiele gespielt werden können ohne das sich daraufhin jemand in den Mittelpunkt stellt. Die Glaubenssätze, Wertvorstellungen und Muster die wir gelernt bzw. abgeschaut haben und tief in uns wohnen verderben ein Spiel, nicht ein Spiel selber. Wir müssen also nicht die Spiele ändern, sondern die Art wie wir Spielen und unsere innere Haltung.

10 Punkte die dir dabei helfen (können) mehr Spaß mit Kindern zu haben:

1. Sei albern, verrückt und wunderbar!
Wusste schon Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf!

2. Mach das worauf Du selber Lust hast (und steck die Kinder (oder Erwachsene) damit an)!
Darf auch Nasenbohren sein!

3. Mach nichts worüber Du nicht’s weißt oder Dich kaum auskennst!
Es sei denn Du forschst authentisch mit den Kindern gemeinsam, ohne das Bild zu vermitteln Du wüsstest schon alles.

4. Sei Klar gegenüber Dir selbst, den Kindern und den Eltern!
Klarheit schafft Sicherheit bei den Kindern. Und es verringert Deinen Stress weil hinterher nicht’s offen bleibt. Meistens.

5. Lerne viel, aber verrate wenig!
Deine Aufgabe besteht nicht darin anderen Wissen vorzubeten, sondern sie Neugierig zu machen! Ausserdem lernen Kinder vor allem das was Du vorlebst. Wenn Du neugierig forschst, machen sie es Dir nach!

6. Frage Fragen als Antwort auf Fragen!
Hier findest Du vielleicht eine Antwort. Oder doch nur wieder eine Frage?

7. Gib Dir selbst Freiheit und gewähre sie auch den Kindern!
Aufsichtspflicht heißt nicht die Kinder rund um die Uhr im Auge zu behalten. Wie frei Du Dich fühlst hängt davon ab was für Erwartungen Du erfüllen willst.

8. Entsprich keinen Erwartungen!
Was aber nicht bedeutet die eigene Verantwortung abzugeben. Wird gerne verwechselt.

9. Verwende weniger Worte und Zeige dafür mehr!
Eng verknüpft mit Nr. 5 Zu viel gelaber kann den Spaß verderben, kennst Du oder? Probier mal aus ein Spiel einfach sofort zu spielen. Die Regeln werden dann im Verlauf des Spielens geklärt. (Hab ich von Kindern gelernt!)

10. Sei spontan und erlaube magische Momente!
Ein Roter Faden ist gut. Die besonderen Momente lassen sich aber nicht planen!

Nur um es an dieser Stelle noch zu erwähnen: Friede, Freude, Eierkuchen ist eine tolle Sache wenn solch ein Moment da ist. Es geht mir jedoch nicht darum ein Bild zu vermitteln das alles immer ganz fein, lieb, brav und buzzibuzzi sein soll. Das ist phantastisch! Wir sind Menschen und Konflikte gehören zu uns dazu, so wie auch der Spaß.

Hab ich noch was vergessen oder siehst du etwas völlig anders? Dann teile deine Gedanken unten in den Kommentaren.


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About

Ich bin Gründer der Waldläuferbande (NÖ) und deren Plattform, Mentor für tiefe Natur-Verbindung, Primitiv- und Survival-Techniken und widme mich ganz dem Natur- und Kulturmentoring.

3 Kommentare

  1. Comment by Gabriel

    Gabriel Reply 17. April 2020 am 10:06

    Ganz tolle Tipps! Da kann ich mich sehr wiederfinden und es ist wunderbar aufgeschrieben.
    Ein bisschen schade find‘ ich vielleicht, dass die Negativ-Liste als erstes steht, weil die Positiv-Liste ist noch viel wichtiger und auch interessanter. Die Negativ-Liste braucht’s vielleicht überhaupt nicht?

    zu 3) Ich finde den Nachsatz extrem wichtig. Das gemeinsame Erforschen und Ausprobieren klappt mit Kindern wunderbar, macht viel Spaß und ist eine extrem gute Übung in Gelassenheit als Erwachsener. Ich sag oft zu den Kindern: „Ich hatte da gerade eine neue Idee für ein Spiel, sollen wir das einmal ausprobieren? Vielleicht klappt’s, vielleicht nicht.“ Und dann einfach mit den Kindern gemeinsam daran herumbasteln. Oft wird erst im 2. oder 3. Versuch ein schönes Spiel daraus.

    zu 9) Das hab ich schon oft gehört und auch das Feedback von KollegInnen bekommen (aber bis jetzt noch nicht von Kindern, interessanterweise…), dass ich zu viel rede. Und ich habe dann auch schon ausprobiert, einmal eine Stunde lang gar nichts zu reden, sondern nur vorzuzeigen. Klappt auch wunderbar und ich werde das auch sicher immer wieder einmal einsetzen. Auf der anderen Seite: Ich rede gern und kann glaube ich auch sehr gut dadurch eine Verbindung mit den Kindern / Menschen herstellen. Und diese Verbindung ist doch sehr, sehr wichtig und wenn mir das u.a. übers Reden gut gelingt, dann sollte ich das auch nützen. Und von Kinderseite her gesehen: Es gibt Kinder, die mit Gesprochenem sehr viel anfangen können und andere weniger. Und ganz wichtig ist, das im Kopf zu haben und meine Präsenz so zu gestalten, dass für alle etwas dabei ist und alle Platz haben. Aber deshalb darf ich trotzdem auf meine eigene Persönlichkeit und Talente schauen und diese auch bestmöglich einsetzen.

    Alles Liebe und Danke für diese wunderbare Seite,
    Gabriel

    • Comment by Arne

      Arne Reply 17. April 2020 am 11:28

      Herzlichen Dank Gabriel für das Teilen Deiner Gedanken und auch Dein Lob.
      Ich nehm Dein Feedback gerne an und denke mal darüber nach wie ich das mit der „Negativ-Liste“ handhabe… manchmal denke ich dass das schon auch wichtig ist auf diese sachen aufmerksam zu machen.
      Herzliche Grüße, Arne

  2. Comment by Lydo

    Lydo Reply 28. Juli 2016 am 0:33

    Danke für den tollen Artikel und den „roten Faden“
    Unsere Söhne werden sich irgendwann bei Dir bedanken
    Herzlichst,
    Lydo

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